Die Skulptur „Widderkopf“ aus pulverbeschichtetem Stahl auf einem Steinsockel von Hans Germer, dem „EisenFerbieger“, wurde in Gedenken an Roger zum Felde im März 2019 installiert und ergänzt den Skulpturenweg „Böhme schafft Kunst“ im Kurpark Bad Fallingbostel. Foto: Angelika Bonas ©
Künstler:
Hans Germer, Mengebostel
Bedeutung:
Der Widderkopf wurde ursprünglich von dem Künstler Hans Germer als dekoratives Ausgleichsgewicht für den Rollstuhl von Roger zum Felde spezialangefertigt. Seine Funktion war, den Rollstuhl zu stabilisieren und ein Kippen zu verhindern. Nach dem Tod von Roger im März 2018 hatten seine Freunde die Idee, den Widderkopf in Gedenken an ihn als Denkmal umzufunktionieren.
Gesagt, getan! Es wurde eine Spendenaktion gestartet und der Künstler Hans Germer machte sich an die Arbeit, den Widderkopf in eine wetterfeste Skulptur zu transformieren. Die Stadt Bad Fallingbostel gab grünes Licht für die Aufstellung im Kurpark und der Tiefbauer Jan Hellerich platzierte den Widderkopf an seinen endgültigen Platz gegenüber der ehemaligen Bootsstation.
Die feierliche Einweihung fand am 16. März 2019 im Kreise seiner Familie und Freunde statt.
Der Widderkopf steht symbolisch für den starken Willen, die Durchsetzungskraft und den Optimismus von Roger zum Felde, der durch seine genetische Erkrankung Fibrodysplasia Ossificans Progressiva (FOP) durch stetig neue Knochenbildung im eigenen Körper wie in einem Spinnennetz gefangen war, sich aber von dieser schweren Behinderung weder seine Lebensfreude noch seine Energie nehmen ließ. Die Spiegelfläche an der Rückseite des Widderkopfes ermöglicht es dem Betrachter, Teil des Kunstwerkes zu werden und ist Ausdruck der besonderen Verbundenheit von Roger zu seiner Familie und seinem großen Freundeskreis, mit deren Hilfe Roger die physischen Begrenzungen, die ihm seine Erkrankung in den Weg legten, überwand.
Eine andere Möglichkeit, das Kunstwerk zu interpretieren, liefert Rogers lebenslange Aktivität und Bestrebung, ein internationales Netzwerk von Betroffenen und Freunden der deutschen und internationalen FOP-Gesellschaften aufzubauen und auszuweiten. Dieses Ziel hat Roger dank seines starken Willens und seines unermüdlichen Engagements erreicht, und es gab ihm und vielen anderen einen stabilisierenden Rahmen, der auch heute nach Rogers Tod noch Bestand hat und weiter wächst.
Roger zum Felde
Roger zum Felde wurde 1965 in Soltau geboren. Mit 2,5 Jahren wurde bei ihm Fibrodysplasia Ossificans Progressiva (FOP) diagnostiziert. FOP ist eine sehr seltene genetische Erkrankung, die durch eine stete zusätzliche Knochenneubildung geprägt ist und zu einer sehr starken Bewegungseinschränkung führt. Als erstes traten bei Roger Verknöcherungen im Nacken und an der Wirbelsäule auf. Mit Hilfe tatkräftiger Unterstützung seiner Familie, von Freunden und Bekannten konnte er trotz seiner stärker werdenden körperlichen Einschränkungen ein ausgefülltes und abwechslungsreiches Leben führen.
Im Alter von 5 Jahren wurde er auf seinen besonderen Wunsch hin eingeschult, ist Fahrrad gefahren und erwarb die Schwimmabzeichen Bronze, Silber und Gold.
Er machte eine Ausbildung zum Industriefachwirt und arbeitete trotz zunehmender Einschränkungen 20 Jahre in seinem Beruf.
Im Laufe der Jahre versteiften nach und nach alle großen Gelenke, sodass er schließlich nur eine stehende oder liegende Position einnehmen und nur sehr eingeschränkt seinen Kiefer bewegen konnte.
Außerhalb des Hauses bewegte Roger sich mit einem umgebauten Elektro-Rollstuhl im Stehen fort. Hier ließ er den Widderkopf als dekoratives Ausgleichsgewicht installieren, um mehr Stabilität im Gelände und bei der Überquerung von Straßen und Bordsteinen zu haben. Er fuhr mit ihm jedes Jahr ca. 1.000 km. Beliebte Ausflugsziele waren die Eisdiele, die Pizzeria, das griechische Restaurant, der Kurpark in Bad Fallingbostel, um den zahlreichen Konzerten in der Bootsstation zu lauschen, oder seine Eltern und Freunde in Bad Fallingbostel zu besuchen.
Trotz seiner körperlichen Einschränkungen war Roger sehr reiselustig. Man sah ihn alljährlich am Tag der seltenen Erkrankungen rund um den 29. Februar in Berlin, um seine Erkrankung, FOP, bekannter zu machen. Dort nutzte er die Gelegenheit für einen Abstecher in ein Sternerestaurant.
Auch nach Hamburg und Hannover verschlug es ihn regelmäßig zu kulturellen Veranstaltungen, zu denen ihn seine Freunde gerne begleiteten. Zweimal in seinem Leben reiste er nach Amerika, um an Treffen der Internationalen Selbsthilfegruppe IFOPA teilzunehmen. Bei der IFOPA vertrat Roger zum Felde von 2007 als International President’s Council die Interessen der deutschen Selbsthilfegruppe, in dessen Vorstand er von 2002 bis zu seinem Tod im März 2018 aktiv war. Roger zum Felde inspirierte viele Menschen in der ganzen Welt mit seinem Motto: „Lerne jeden Tag, jede Minute zu genießen, und lass Dich nicht von scheinbaren Hürden einschränken.“ Dieses Lebensmotto von Roger ist in dem nun aufgestellten „Widderkopf im Netzwerk“ versinnbildlicht.
Standort:
Kurpark Bad Fallingbostel in der Nähe der Flebbe-Brücke, wo Roger zum Felde oft den Konzerten der gegenüberliegenden Bootsstation lauschte
GPS: 52°52’03.6″N 9°41’51.4″E
https://goo.gl/maps/3XWiwdroWbt
Pressestimmen:
Walsroder Zeitung am 12.3.2019
https://www.wz-net.de/lokales/widder-kopf-und-spiegel-in-himmelsrichtung_10_111680037-21-.html